short true funny and sad stories – with wisdom

Fabeln

Kurzgeschichten

  • Aesop – Fabeln

Der Löwe, der Bär und der Fuchs.

Ein Fuchs war einmal auf Jagd gegangen, einen guten Bissen zu erbeuten. Er war noch nicht lange unterwegs, als er ein lautes Streiten vernahm. Ein Bär schlug mit seinen Tatzen nach einem Löwen und fauchte ihn wütend an: »Ich war der erste beim Hirschkalb. Die Beute gehört mir, ich habe sie gefangen.« »Nein!« brüllte der Löwe zornig zurück. »Du lügst! Ich war als erster hier, und darum gehört die Beute mir.« Er wehrte sich kräftig und schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach dem Fell des Bären.

Der Löwe und der Bär kämpften verbissen miteinander. Dem Fuchs erschien der Kampf endlos, denn nicht weit von ihm entfernt lag die Streitbeute, und er mußte sich zusammenreißen, daß er sich nicht gleich auf das Hirschkalb stürzte. Aber er war klug und sagte sich: »Sind die Streitenden erst erschöpft, so können sie mir nichts mehr anhaben.«

Als der Bär und der Löwe nach unerbittlichem Kampf endlich kraftlos zusammenbrachen, waren sie tatsächlich nicht mehr fähig, sich zu rühren. Der Fuchs schritt an ihnen vorbei und holte sich die Beute. Er verneigte sich höflich und sagte: »Danke, meine Herren, sehr freundlich, wirklich sehr freundlich!« Lachend zog er mit dem Hirschkalb ab.


Die Schlange und der Landmann.

Eine Schlange, welche ihr Versteck im Vorhofe eines Landmannes hatte, tötete dessen kleines Kind, worüber der Vater in tiefe Trauer gerieten. In seiner Betrübnis ergriff der Vater ein Beil und wollte die Schlange, sobald sie hervorkäme, totschlagen. Wie sie nun den Kopf ein wenig herausstreckte, wollte er schnell auf sie loshauen, allein er verfehlte sie und traf nur die Öffnung ihres Schlupfwinkels. Nachdem sich die Schlange wieder in ihr Loch zurückgezogen hatte, glaubte der Landmann, sie denke nicht mehr an die Beleidigung, nahm Brot und Salz und setzte es vor die Höhle. Die Schlange aber zischte ganz fein und sprach. »Nun und nimmer kann Zutrauen und Freundschaft zwischen uns bestehen, solange ich den Stein sehe und du das Grab deines Kindes.«


Der Löwe und das Mäuschen.

Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen
»Verzeihe mir«, flehte das Mäuschen, »meine Unvorsichtigkeit, und schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen.«
Großmütig schenkte er ihr die Freiheit und sagte lächelnd zu sich, wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein. Kurze Zeit darauf hörte das Mäuschen in seinem Loche das fürchterliche Gebrüll eines Löwen, lief neugierig dahin, von wo der Schall kam, und fand ihren Wohltäter in einem Netze gefangen. Sogleich eilte sie herzu und zernagte einige Knoten des Netzes, so daß der Löwe mit seinen Tatzen das übrige zerreißen konnte. So vergalt das Mäuschen die ihm erwiesene Großmut.


Der Löwe, der Wolf, die Eule und die Schlange. by TH

Ein Löwe musste mit seiner Frau, seine Heimat verlassen, da die Zeiten schlecht und die Bedingungen immer schwieriger wurden. Sie liefen Tage und Wochen und  fanden schließlich einen neuen geeigneten Platz zum Leben. Das Leben wurde wieder besser und die Frau gebar dem Löwen zwei Kinder. Aber die Mutter wurde schwach und krank und konnte sich nicht mehr allein um die Kleinen kümmern. Der Löwe war stark und tat alles um die Kleinen aufzuziehen. Sie entwickelten sich auch prächtig und waren fröhlich und guter Dinge. Die Mutter aber jammerte und klagte und sagte: der Löwe solle sich mehr anstrengen, damit es noch besser ginge. Der Löwe sagte: aber schau doch, uns geht es doch gut, wir haben alles was wir brauchen und die Kinder sind glücklich. Aber die Frau wurde kränker und schwächer. Und der Löwe suchte wiedermals nach neuem, besseren Land hinter den Bergen. Den Kindern gefiel es dort auch viel besser und sie freuten sich schon sehr darauf. Der Löwe sagte eines Tages, wir werden hinter die Berge ziehen, da wir hier keine Hoffnung mehr haben, liebe Frau.

Aber die Frau wollte nicht hören, und sprang wie verrückt im Haus herum. Sie lief aus dem Haus und klagte und schrie. Als ein Wolf des Weges kam, auch eine Schlange und eine Eule hörten ebenfalls das Gezeter. Was schreist du so herum, du armes Geschöpf, fragten sie. Ach ich arme, was muss ich doch leiden, mein Mann ist ein Tunichtgut und wir haben nicht genug zu essen. Alles wird immer schlimmer. Ach ich arme. Sorge dich nicht, sagten sie, wir werden dich beschützen vor deinem Mann. Zornig sprang der Wolf los und verletzte den Löwen am Rücken, die Schlange biss ihm in das Bein und die Eule fügte ihm schwere Wunden mit ihren scharfen Krallen am Kopf zu. Sie riefen: geh weg, du Unhold, sonst werden wir dich noch mehr verletzen. Und der Löwe musste die Flucht ergreifen und seine Kinder zurücklassen. Die Kinder mussten hungern und leiden, bei der Mutter und der Löwe litt fortan an gebrochenen Herzen. Der Löwe erzählte sein Leid dem Seeadler und dieser flog wortlos davon. Undank ist eben der Welten Lohn. (TH)


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